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Damianut
Publizistik Gothic Series

Der Boldyr fauchte und zischte heftig. Der Geifer rann aus dessen schnappenden Maul, während sein Auge auf die Brüder gerichtet war. Der Schmerz, denn diese Schwächlinge ihn bereitet hatten, war eine Qual. Das unbekannte Gift, dass vom Pfeil kam, ätzte sich durch dessen Blut. Gelegentlich verkrampften sich bereits vereinzelnde Muskeln durch das Gift. Doch nicht trieb den Boldyr mehr zur Weißglut, als das ein Paar nackter Affen ihn so zurichten konnte. Etwas zu was die Orks nie fähig waren. 

Er wusste, dass er jedoch mit seinem Bein im Nachteil war. Brynjarr war zwar ramponiert, doch konnte er immer noch kämpfen. Und seine Axt hatte sich als verheerend erwiesen. Der Boldyr knurrte laut und humpelte langsam um die Brüder. Brynjarr schaute kurz zu Hrolf rüber. Dieser lag blutend im Schnee und wälzte sich nur bitterlich hin und her.

Da stieß der Boldyr einen entsetzlichen Laut aus. Lang, dunkel und doch schrill hallte der Schrei über die Ebene des Schattenhorns. Die Orks, die noch immer auf dem Kamm warteten, schreckten auf. Ihr grünes Fell sträubte sich vor Furcht, als dieser verhasste Laut erneut in ihre Ohren brannte. 

Buldruk und Urdrak schauten zum Schattenhorn herüber. Dunkelgraue Wolken hingen über den Himmel. Der Wind wehte kalt und unheilverkündend über die Ebene. Plötzlich schossen aus einem bewaldeten Teil der Ebene, mehrere, vierbeinige Gestalten heraus. Sie hasteten über das Terrain und stießen hohe und grässliche Laute von sich. Buldruk und Urdrak konnten mit bitterer Miene zu sehen, wie die Meute in Richtung Schattenhorn raste.

Mit einem Schaudern hörte Brynjarr die Meute auf sich zukommen. Er hatte bislang versucht, den Boldyr niederzustrecken. Doch das feige Untier schwang seinen Peitschenschwanz nach den Krieger. Einmal erwischte der elende Stachel des Boldyrs Brynjarrs Brust. Doch dabei brach die Spitze des Stachels ab, als er gegen die schwere Rüstung des Nordmarers abprallte. 

Als die Meute beinahe sie erreicht hatten, wandte sich Brynjarr rasch vom Boldyr ab, fischte so schnell wie möglich einen Heiltrank aus und gab sie Hrolf. Dessen Wunden schlossen sich zwar, doch war Hrolf noch durch den Blutverlust geschwächt. Der Boldyr hatte sich bislang nicht gerührt, auch wenn er am liebsten Brynjarr zerfetzt hätte.

Dann umkreisten die Brut des Boldyrs die Brüder. Es schienen mehr als zwei Dutzend zu sein. Geifernd fauchte die Brut die Nordmarer an, während sie einen Kreis um sie schlossen. Sie waren kleiner und drahtiger als ihr Brutvater und hatten nicht dessen prächtige Stachelmähne. Doch ihre Krallen und Stacheln waren genauso gefährlich wie die des Boldyrs. Immer wieder griffen vereinzelnd die Brutlinge die Brüder an. Dabei erlitt Hrolf die Wunden. Brynjarr indes konnte keinen von mit der Axt treffen. Zu schnell zogen sie sich zurück. Und dabei verausgabte er sich. 

Der Boldyr humpelte auf die Brüder zu. Trotz der Schmerzen in seinem Körper kehrte sein grässliches Grinsen zurück. Siegessicher starrte er die Brüder an. Brynjarr und Hrolf wussten, dass sie niemals lebend entkommen würden. Doch ihre Rache würde sich trotzdem erfüllen. 

In einem kurzen Moment tauschten sich die Brüder entschlossen an. Kein Wort wechselten sie, doch beide wussten, was zu tun war. Brynjarr zog schnelle etwas aus seiner Gürteltasche hervor. Das Auge des Boldyrs zuckte, als er versucht zu begreifen, was der Krieger da gerade rausgezogen hatte.

Derweil standen Buldruk und Urdrak wie angewurzelt auf dem Kamm. Beide hatten sich nun damit abfinden müssen, dass die Brüder gescheitert waren. Traurig schien sich Buldruk zu bücken und seufzte schwer. Plötzlich riss ihn ein Donnern aus seinem Kummer. 

Über den Fuß des Schattenhorns bildete sich plötzlich eine grollende, schwarze Wolke. Genau dort, wo die Höhle des Boldyrs sein sollten. Und auf einmal schossen und krachten Blitze auf den Boden nieder. Ein Heulen und Klagen war zu vernehmen, dass den Orks das Blut gefror. Dann folgte ein Beben. Buldruk und Urdrak sahen mit Staunen und Schrecken, wie sich der Schnee von den Hängen des Schattenhorns löste und mit ohrenbetäubenden Getöse den Berg herunter krachte. Die Lawine verschlang alles auf ihrem Weg und bedeckte sogar weite Teile der Ebene. Einige Male krachten Blitze hernieder, bis die Wolke schließlich mit langgezogenen Grollen verschwand. 

Stille kehrte über die Ebene zurück. Keiner der Orks wagte sich zu bislang zu rühren. Dann begann Buldruk langsam sich zu rühren und wandte sich schließlich an Urdrak.

„Bleib bei den Orklingen, Urdrak“, sagte der Graupelz. „Ich werde mich nach den Nordsöhnen umschauen.“

„Du willst doch nicht allein dort hingehen?!“

„Einer muss hierbleiben. Mit meiner Magie kann ich sie finden. Und wir müssen wissen, ob der Boldyr wirklich tot ist.“