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Damianut
Publizistik Gothic Series

Augenblicklich schnellten Buldruk und Urdrak hoch und eilten zu ihren Orklingen. Die Orklinge stellten sich hinter den beiden Orks, die sich zum Kampf bereit machten. Buldruk beschwor mit seinem kruden, ornamentierten Stab ein magisches Licht herbei und entzündete in seiner rechten Pranke einen Feuerball. Angespannt schauten Buldruk und Urdrak angestrengt am Rand der Mulde um, während sie versuchten mit ihrer Nase einen Geruch wahrzunehmen.

Da zischte etwas durch ein Gebüsch und bohrte sich tief in die rechte Schulter des Schamanen. Taumelnd und jaulend stolperte Buldruk nach hinten und wurde gerade von den Orklingen aufgefangen. Sein Feuerball erlosch augenblicklich. Erschrocken wandte sich Urdrak um und wollte auf Buldruk zu eilen. Da schoss bereits der nächste Pfeil aus dem Dickicht und grub sich in die Schulter des Hünen. 

Doch der Pfeil steckte in der dicken Rüstung fest und zitterte wie Espenlaub, während Urdrak sich herum sah und wütend seinen Krush Karrok schwang. Er sah den Pfeil an, richtete seinen rasenden Blick auf den Rand der Mulde und brüllte, sodass es in den Wald hallte. 

„Ihr feigen Säue!“, brüllte Urdrak. „Kommt raus und stellt euch mir!“

Eine unangenehme Stille breitete sich in der Mulde aus. Dann erklang ein Rascheln aus dem Gebüsch. Urdrak wandte sich augenblicklich zum Gebüsch, aus dem zwei Gestalten kamen. Zwei großgewachsene Menschen traten an den Rand der Mulde und schauten auf die Orks nieder. Im Schein des magischen Lichts erkannte Urdrak, dass beide Nordmarer schienen. Der eine war großgewachsen und muskelbepackt. Er trug eine dicke Stahlrüstung, die bei den Klankriegern üblich war. Jedoch schien sie reicher an Trophäen und Symbolen versehen als anderen. Die braune Mähne des Nordmarers war wild und zerzaust, wollte aber gar nicht mit dem anmutigen Gesicht passen. 

Der andere Nordmarer indes war schlanker als der andere. Er trug eine gepanzerte Lederkluft, die mit einem Fell eines Schattenläufers geschmückt wurde. Sein schwarzes Haar hatte sich dieser Nordmann nach hinten gebunden und sein Bart war wohl geflochten. Doch während die braunen Augen des Kriegers mitfühlend wirkten, stachen die des anderen wie die Augen eines Habichts. Dabei spannte der kleinere Nordmann seinen Orkreisser bereits mit den nächsten Pfeil an. 

Urdraks Wut verschwand kurzerhand, so überrascht war er, Menschen in den Orklanden zu finden. Plötzlich riss ihn ein Keuchen aus seinen Gedanken und er wandte sich um. Buldruk kniete auf dem Boden und begann schwerfällig zu atmen. Seinen Stab hatte er dabei losgelassen, der nun im Schnee lag, daneben der blutige Pfeil, den sich Buldruk herausgerissen hatte. Als Urdrak das sah, geriet er in einer schrecklichen Wut. Ohne nachzudenken, stampfte er auf die Menschen zu. Da spannte der Schütze augenblicklich seinen Bogen und richtete den Pfeil auf den Schädel des Hünen.

„Mach nur einen Schritt, Ork, dann fällst du!“, zischte der Schütze.

Urdrak fauchte verbittert. „Feiger Morra!“, zischte Urdrak. „Stell dich mir im Kampf! Wie es bei euch Sitte ist!“

„Tss. Dann wäre ich ein Narr, wenn ich es tun würde.“

Urdrak knirschte mit den Zähnen und seine Pranken krallten sich regelrecht in den Krush Karrok. Frustriert sah er nach Buldruk um, der noch immer elendig keuchte. Plötzlich nahm der Krieger das Wort. 

„Wir sind nicht hier, um euch zu töten, Ork“, begann der Krieger. „Ich bedaure, dass wir euren Schamanen verletzen mussten. Doch konnten wir nicht sicher sein, ob ihr uns eine Chance gegeben hättet, unsere Anwesenheit zu erklären.“

„Worauf du dich verlassen kannst, Morra!“, erwiderte Urdrak hart. Der Krieger sagte nichts dazu. Sein Blick fiel stattdessen auf Buldruk, der von den Orklingen nun gestützt werden musste. Da streckte er seine Hand zu seinem Mitstreiter und sagte: „Gib mir bitte das Gegengift, Hrolf.“

„Bist du verrückt, Brynjarr?“, erwiderte Hrolf entsetzt. „Der Schamane wird uns kalt machen!“

„Bitte, Hrolf“, sagte Brynjarr und machte eine Handbewegung. Hrolf starrte seinen Bruder ungläubig an und schaute auf die Orks herab. Schließlich gab er Brynjarr das Gegengift und spannte seinen Bogen erneut auf Urdrak. 

Dieser machte sich bereit, im Notfall anzugreifen. Doch Buldruk erhob sich mit Hilfe seiner Orklingen und wies Urdrak stumm an. Vorsichtig zog sich der Hüne nach hinten zurück, den Blick auf die Nordmarer gerichtet.

Derweil stieg Brynjarr zu Buldruk herunter und bot diesem das Gegengift an. Der Schamane betrachtete den Krieger lange an. Dann nahm er dankbar das Gegengift an und trank eine kleine Portion. Sofort verklang das lähmende Gift aus seinen Gliedern. Nur die körperlicher Schwäche blieb zurück. Aber als ob es Brynjarr geahnt hatte, streckte er bereits eine Phiole mit Lebensessenz aus. Buldruk war kurzzeitig verblüfft, nahm jedoch die Phiole an und leerte sie in einem Zug. Hrolf sah das Ganze mit wachsender Anspannung an.